Minimalism // My No Shopping Challenge Update After 6 Months

Wir haben Anfang Juli 2017. Das heißt ich habe schon ganze sechs Monate meiner „No Shopping Challenge“ (Erster | Zweiter Blogpost) überstanden und möchte Dir jetzt ein kleines Update geben.

Erste Zweifel: Habe ich genug Kleidung?

Im Januar habe ich mich noch gefragt, ob das wirklich so eine gute Idee ist und ob ich überhaupt genug Klamotten habe um über das Jahr zu kommen. Jetzt, sechs Monate später, gibt es immer noch Kleiderstücke, die unbenutzt am Bügel hängen. Zum Beispiel das eine Kleid, welches ich einmal bei TkMaxx kaufte, mit der Begründung: „Irgendwann kommt schon die passende Gelegenheit“ – die passende Gelegenheit war natürlich bis heute noch nicht da und so hängt das Kleid immer noch samt Preisetikett am Bügel. Ich hatte damals nicht nur die Hoffnung auf schöne Erlebnisse und wundervolle Abende in das Kleid investiert, sondern auch knapp 50 Euro. Jetzt im Nachhinein denke ich mir: hätte ich das Kleid doch lieber nicht gekauft und Geld direkt in ein schönes Erlebnis oder einen wundervollen Abend investiert. Das Kleid und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr.

Aus Alt mach Neu: Wiederentdeckte Schätze!

Im Februar kramte ich ein Paar schwarzer Turnschuhe aus dem Keller. Ein Knock-Off der Nike Free Run, schön schlicht und leicht, gekauft bei ALDI im vorletzten Jahr für läppische 13 Euro – „um sie im Fitnessstudio zu tragen!“. Zwei- oder dreimal habe ich sie angezogen und dann im Schuhregal nach ganz unten verbannt. Die Mitgliedschaft im Fitnessstudio dauerte nur ein paar Monate. Im Februar zog ich sie dann auch das erste Mal zur Arbeit an. Kurzer Kaffeeplausch mit der Kollegin – „Schicke Schuhe! Sind die neu?“

Im März ging ich dann noch einmal in den Keller. Die schwarzen Turnschuhe von ALDI hatte ich jetzt zwei Monate durchgängig getragen und brauchte Abwechslung. Es ist ja Frühling – Zeit die Converse Chucks aus dem Keller zu holen. Ein Paar, zwei Paar…drei, vier. Ich war ein wenig überfordert. Aber: sie sind alle unterschiedlich. Ein dunkelblaues Paar mit Blümchen und, ähm, ein Paar in beige mit Blümchen. Außerdem ist die Sohle gar nicht weiß, sondern beige. Und dann ein Paar in Pink. Mag ich das überhaupt? Und dann noch das komische Paar mit den riesigen Löchern. Egal – hoch damit, ab auf’s Schuhregal. Bleiben ja nur noch an die 15 Paar Schuhe in der Kiste. In dieser einen Kiste.

Seit März trage ich also nur noch Converse Chucks in allen Variationen. Aber das Gute daran: Ja, ich trage sie wirklich gerne. Ich bin nun mal ein Converse-Mädchen und mag es unkompliziert und gemütlich!
Im April war ich übrigens erneut im Keller. Ich suchte „irgendetwas Schwarzes“ für Bewerbungsgespräche und fand ein schwarzes Paar Ballerinas von H&M – perfekt, ich habe also alles was ich brauche schon Zuhause! Die Ballerinas trage ich jetzt auch gerne „nur so“.
„Willst Du mit mir shoppen gehen?“ – Die gefährlichste aller Fragen!
Im März war ich kurz bei H&M – mein Freund brauchte neue T-Shirts. Ich gebe zu: ein paar Sachen haben mir sehr gefallen und anprobiert hätte ich sie schon gerne. Gebraucht habe ich sie vermutlich nicht. Und einmal war ich kurz bei TkMaxx. Meine Kollegin hatte dort rosa Pumps gesehen – und sie bräuchte ja unbedingt rosa Pumps. Bei Zalando hätte sie vier verschiedene Paare bestellt, aber jedesmal passte das Rosa nicht zu der einen Hose. Also alles wieder zurück! Nur das eine Paar bei TkMaxx – das war perfekt. Aber so sah es wohl auch jemand anderes und das Paar war am nächsten Tag natürlich weg. Wir sind schnell rein und schnell wieder raus, ich hatte nicht einmal Zeit mich länger umzuschauen. Ich glaube aber auch: viel länger hätte ich es dort nicht ausgehalten. Der Geruch, die Unordnung, die vielen Menschen, ein wenig Platzangst.
Und dann war da auch noch die Glamour Shopping Week im April – die „Hey wir kriegen Rabatt, also lasst uns noch mehr konsumieren und innerhalb einer Woche Milliardengewinne für die Fast Fashion Industrie generieren Week“. Shopping ist immerhin eine soziale Aktivität. Man trifft sich zum Shoppen. Man fährt gemeinsam ins Outlet zum Shoppen. Man hat Spaß beim Shoppen. Die Shopping Week macht aus dem sozialen Event im kleinen Kreis – mit der Mama oder besten Freundin – ein soziales Event im riesigen Rahmen. Aber selbst diesem Zwang konnte ich widerstehen. Keine Glamour und keine Rabatte für mich. Die letzten Jahre war das noch ein „Must-Have“.
Nie wieder Shopping – Mein Geständnis.
Aber einer Sache konnte ich dann noch nicht widerstehen. Dem kleinen, aber netten Second-Hand-Geschäft (Link) bei uns in der Nebenstraße. Und um das Ganze noch einmal spannender zu machen: ich hatte noch nie in meinem Leben ein Second Hand Geschäft besucht. So sehr ich Flohmärkte, Retro und Vintage liebe – in einen Laden hatte ich es noch nie geschafft.
Da war es also: Das Geschäft, das mich schon seit dem Einzug im Dezember jedes Mal anlachte und mit unschlagbaren Angeboten wie „Alle Gesellschaftsspiele 1 Euro“ oder „Alle Vasen und Blumenkübel 50 Cent“ lockte. Fest entschlossen an meinem „No Shopping“-Vorhaben ging ich jedes Mal daran vorbei – bis ganz vorne an der „Alles 2 Euro“-Stange ein Longshirt hing. Neu, nie getragen. Ein Paar Tage vorher beschwerte ich mich noch, dass ich ja nur T-Shirts oder Pullis besäße – nichts „dazwischen“. Und dann sah ich dieses eine Longshirt. Ganz schlicht, mit einem feinen Blumenmuster, alltagstauglich und Grau. Einer meiner Lieblingssätze ist ja „Wenn im Zweifel – einfach Grau tragen.“
Also ging ich im Juni das erste Mal in meinem Leben in dieses Second Hand Geschäft und kaufte das Longshirt für 2 Euro – es blieb nicht dabei. Ich schaffte es ganze zwei Mal dort einzukaufen. Ein Longshirt, ein T-Shirt und eine Bluse mit einem Gesamtwert von 11,98 Euro. Und es blieb auch nicht dabei. Angefixt von meinem ersten Second Hand Erlebnis, machte ich auf dem Arbeitsweg einen Zwischenstop bei Humana (Link) und fand auch dort ein T-Shirt für 1 Euro. Auf dem Flohmarkt kaufte ich außerdem eine langärmlige (!) Bluse für 1 Euro. Du merkst schon: ich verfiel wieder dem Kaufrausch. Aber wenigstens ist es ein Kaufrausch ohne Blut an den Händen. Mehr noch: der Second Hand Laden ist Teil der Diakonie und verfolgt einen guten Zweck.
Mein Verhalten blieb auch nicht lange unbestraft – Zuhause stellte ich fest, dass eine Bluse ein Loch hatte. Leider ist die Bluse aus so einem dünnen Material, dass ich nicht weiß wie und ob man sie überhaupt reparieren kann – schade! Dafür hat mich dieses Erlebnis (erst einmal) vor weiteren Fehlkäufen abgehalten.
Ob ich die Challenge nun aufgebe? Nein – denn ich finde sie schön im Hinterkopf zu haben. Es hält mich von vielen unüberlegten Spontankäufen ab. So hatte Zalando vor einer Zeit diese wunderschöne und nachhaltige Fair Fashion Regenjacke von PYUA im Sale. Meine alte Regenjacke von The North Face taugt bereits nach zwei Jahren nicht mehr. Die Jacke von PYUA gefällt mir sehr (überhaupt alle Produkte), aber ich habe sie mir dennoch nicht gekauft. Einerseits weiß ich noch nicht, ob mir so eine leichte Regenjacke reicht: Dieses Jahr werde ich meinen Urlaub auf Teneriffa verbringen und womöglich gar keine Regenjacke benötigen, aber grundsätzlich brauche ich für meine Aktivitäten eine sehr strapazierfähige Jacke. Und andererseits brauche ich sie noch nicht im Moment. Sie wäre so zwar viel günstiger, aber ich möchte mir lieber eine neue Jacke kaufen, wenn ich sie auch wirklich benötige!
Die insgesamt 13,98 Euro Ausgaben rechne ich einfach mit meinen Einnahmen von Ebay gegen. Dort habe ich in diesem Jahr gebrauchte Kleidung von mir und meinen Brüdern sowie Bücher für 120,70 Euro. verkauft. Abzüglich der unverschämt teuren Ebay-Gebühren bleiben 108,63 Euro. Und abzüglich der 13,98 Euro bleiben mir also 94,65 Euro für weitere Einkäufe. Bei Ebay werde ich übrigens nicht mehr verkaufen und stattdessen auf Ebay-Kleinanzeigen ausweichen – da spart man sich nicht nur die 10% Gebühren, sondern auch viel nervenaufreibenden Ärger mit Käufern.
Das waren also meine ersten sechs Monate ohne Shopping.
Wie lange hast Du es ohne Shopping ausgehalten?
Wie teuer war Dein letzter Einkauf?

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14 Kommentare

  1. Das Projekt finde ich ziemlich spannend! Ich habe auch vor einer Weile angefangen, mich ein wenig mit Minimalismus zu beschäftigen, wenn auch momentan noch eher passiv, statt es selbst mal auszuprobieren. Aber als ich neulich umgezogen bin und alle meine Sachen in Kisten packen musste, habe ich gemerkt, wie unglaublich viel Kram ich besitze, den ich nie brauche. Vor allem, was meinen Kleiderschrank betrifft.

    Nach dem dazugehörigen Video der "30 Days Simplify Your Life Challenge" von Muchelleb (die ich gerne nochmal komplett machen möchte) habe ich beim Packen dann erstmal radikal aussortiert. Wenn ich mich nicht erinnern konnte, das Kleidungsstück im letzten Jahr getragen zu haben, kam es weg. Ich glaube, am Ende kamen drei Müllsäcke zur Spende und ein weiterer in den Müll. Und interessanterweise fiel mir das kaum schwer und ich hatte sogar noch das Gefühl, immer noch zu viele Klamotten zu besitzen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, sobald mein neuer Kleiderschrank steht, alle Kleidungsstücke, die zur Jahreszeit passen, einmal zu tragen und wenn ich in einem bestimmten Zeitraum nie das Bedürfnis dazu verspüre, kommen sie auch weg.

    Ich habe nämlich eigentlich nur einen ganz kleinen Stamm aus Klamotten, die ich überhaupt gerne trage, und die anderen habe ich mehr so, "weil man ja nicht nur so wenig Klamotten haben kann".
    Und deshalb kann ich mich auch nicht erinnern, wann ich mir das letzte Mal Klamotten gekauft hätte. In diesem Jahr noch nicht, soweit ich weiß, mit Ausnahme eines Paars Schuhe, mit dem ich aber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen habe (schwarz für ein langfristiges Chorprojekt und orthopädisch besser für meine Knie ;)) und die ich jeden Tag trage.
    Möglicherweise liegt das auch daran, dass ich seit zwei Jahren meine Klamotten selbst zahlen muss und man da eher darüber nachdenkt, was man wirklich braucht :D.

    Eigentlich bin ich sogar relativ stolz auf mein Kaufverhalten, das sich in letzter Zeit mehr auf Erlebnisse (Reisen, Konzerte, Ausflüge) als auf Dinge bezieht.
    Nur für Bücher hatte ich eigentlich eine Kaufchallenge, in der ich aber gnadenlos versagt habe und die ich unbedingt wieder aufnehmen muss.

    Oh Mann, jetzt habe ich irgendwie zu viel über mich und zu wenig über deinen Post geredet. Jedenfalls finde ich dein Projekt spannend und auch, wenn ich die Challenge meinem Gefühl nach nicht brauche, finde ich es interessant, wie du damit klarkommst.

    Liebe Grüße :),
    Charlie

  2. Ich finde die Challenge ja sehr spannend! Ob ich ein halbes Jahr durchalten würde, weiß ich nicht. Bisher habe ich es einmal auf drei Monate gebracht, als ich knapp bei Kasse war. Die Klamotten sind mir zwar nicht ausgegangen, aber es hat mir schon gefehlt, ab und zu mal ein neues Tel zu kaufen – muss dazu aber auch sagen, dass ich sehr moderat shoppe und nie in Kaufrausch verfalle^^
    Letztes Wochenende auf dem Flohmarkt hab ich auch ein neues Top, eine Jeggings und ein neues Kleid für insgesamt 6 Euro erstanden, das finde ich auch immer eine super Lösung!

    Liebe Grüße,

    Denise von Fräulein Pompidou

  3. Herzlichen Glückwunsch, da hast Du dir meinen ehrlichen Respekt verdient.
    Soviel Durchhaltevermögen, das kostet Kraft und Nervenstärke.
    Aber auch wenn Du ab und zu eine Kleinigkeit kaufst würde ich das nicht als Fehler sehen.
    Ah und diese Sportankäufe die haben es wirklich in sich, oft verkauft man sich da einfach.
    Liebe Grüße
    Sassi

  4. Das ist ja der Wahnsinn, ich glaube ich hätte damit schon meine Probleme, vor allem wenn mal wieder der Zara Sale ansteht. Ich finde es aber gut, dass du second-hand kaufst, ich habe auch ein paar Teile die second- hand sind. 🙂

    LG Pierre von Milk&Sugar

  5. Oh ja sehr geiler Beitrag. Ich bin auch gerade dabei mich etwas beim Shoppen zu zügeln. Manchmal muss man den Inhalt des Kleiderschrankes neu entdecken. Ich glaube, oft verliert man den Überblick über den Inhalt und glaubt daher dass man nichts zum Anziehen hat. Was aber ein Blödsinn ist. Und was spricht gegen Second Hand. Genau nichts.

    LG
    Tina

  6. Hallo Eleonora,
    ich habe nach deinem Kommentar auf den Blog gefunden und dieser Artikel gefällt mir sehr gut! Ich habe auch auf meinem Blog eine Ausmist-Reihe und zu Capsule Wardrobe was geschrieben und stehe genau dort, wo du gerade bist. Ich versuche weniger und bessere Qualität zu kaufen – nur noch in key pieces zu investieren. Das ist nicht so einfach, aber ich habe mir seit bestimmt einem Jahr nicht mehr als 3 Teile Kleidung auf einmal gekauft und das mit mehreren Monaten Abstand dazwischen. Und auch nur, wenn ich etwas wirklich gebraucht habe. Schöner Blog!

    Liebste Grüße,
    Lea

    https://leasfarbenrausch.blogspot.de/

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