Ich poste ein Bild auf Instagram: ein friedlicher See mit grünen Bäumen umsäumt, wolkenfreier Himmel, im Hintergrund ein Strand voller Menschen – zweifellos ein schöner Sommertag! Ich versehe es mit einem sommerlichen Hashtag, ein Hashtag von einem regionalen Gewinnspiel und beschließe mir weitere Bilder dazu anzusehen.
Ich muss auch nicht sonderlich weit scrollen, schon springt mir ein Bild der Kölner Lichter 2015 entgegen. Ein riesiges Feuerwerk, perfekt getroffen. Ich öffne das Bild, klicke mich durch zum Profil und lande nichts ahnend auf der Profilseite von der neuen Freundin meines Exfreundes.
Getrieben von der Neugier scrolle ich bis zum Ende ihrer Bilder.
Eigentlich „kenne“ ich sie ja, ich habe sie einmal getroffen – in der Mensa. Da hat sie eine große Szene gemacht und ich habe mich in Grund und Boden fremdgeschämt. Der unbekannte Junge hinter mir fand es allerdings extrem witzig und fragte mich lauthals „Warum tust du dir das an?“.
Ich mag sie nicht. Ich mag eifersüchtige Menschen genauso wenig wie Bitches – und ich hasse eifersüchtige Bitches noch mehr. Eigentlich interessiert sie mich auch nicht, aber ich bin neugierig und liebe „Online-Recherche“. (Hier möchte ich kurz auf das wundervolle „Online-Recherche-Tutorial“ der lieben Luisa hinweisen, herrlich amüsant!)
Mir bleibt also folglich keine andere Wahl als in ihrem Profil zu stöbern. Es ist halt doch ziemlich interessant, mit wem die Person, mit der man fast 1/3 seines bisherigen Lebens verbracht hatte, nun zusammen ist, oder nicht?
Noch interessanter wird es, wenn man merkt, dass da kein großer Unterschied zwischen „neu“ und „alt“ ist.
Die gleichen Ausflüge.
Die gleichen Städte.
Die gleichen Unternehmungen.
Die gleichen Orte.
Die gleichen Restaurants.
Ja, sie kriegt sogar die gleichen Geschenke!
Alles gleich.
Mein erster Gedanke: Mein Ex scheint ein ziemlich kreativer und ideenreicher Mensch zu sein – nicht!
Mein nächster Gedanke: I don’t get it!
Es ist nicht so, dass es mich irgendwie trifft oder bestürzt. Es ist mir in dem Sinne ziemlich egal. Mein Leben ist jetzt anders. Und ziemlich besser – so viel besser! In die Vergangenheit möchte ich nicht.
Aber ich fühle mich wie in einer Serie, wo der Regisseur kurz eine Drehpause eingelegt hat und mich durch eine neue Darstellerin ausgetauscht hat – ohne das Skript zu ändern. Das funktioniert in Sitcoms schlecht und im wahrem Leben sowieso nicht.
Ist es wirklich einfacher sein Leben so fort zu führen wie bisher – nur mit einem anderen Menschen? Liegt es an einem selber und den eigenen Vorlieben und Gewohnheiten? Oder ist es ein Zeichen, dass man noch an der Vergangenheit hängt? Oder ist es gar nicht so wie es scheint, sondern einfach nur ein riesengroßer Zufall? Sind die neue und ich vielleicht sogar Schwestern im Herzen oder heimliche bffs?
Der Kontakt zum Ex ist spärlich. Besser so. Eine kurze Zeit nach der Trennung bestand er noch. Meine Freundin hat mir oft genug verdeutlicht wie unnatürlich das sei – aber ich war nie so der Typ der Personen einfach aus seinem Leben streicht. Ich wusste also schon lange von ihr, durfte mir manchmal sogar die ein oder andere bitchige Geschichte anhören und ich wusste eben auch, dass sie die gleichen Dinge unternehmen wie wir beide damals – der Ex hatte sich sogar mein Hobby „einverleibt“. Mit mir konnte er es ja angeblich nie ausführen, ich hätte ihn daran gehindert. Das hat mich anfangs sehr gereizt und wütend gemacht.
Inzwischen glaube ich, dass es wirklich nicht leicht ist seine Gewohnheiten – das Leben, wie man es bisher gewohnt war – zu ändern. Man versucht sich an die Dinge zu klammern, die einem früher Spaß gemacht haben. Man besucht die gleichen Orte, man isst in den selben Restaurants und notfalls übernimmt man eben das Hobby der Ex – wohl in der Hoffnung, dass man wieder einmal positive Erfahrungen erlebt. Das kann funktionieren, aber das Leben schreitet voran und wenn man an der Vergangenheit hängt und Altes mit Neuem ersetzt, dann bleibt man unweigerlich stehen…
Ich scrolle durch Instagram: es ist zweifellos ein schöner Sommertag. Ich aber sitze mit dem Handy zuhause und bewege mich nicht. Ich will doch an den See, verdammt! An einen friedlichen See, umsäumt mit grünen Bäumen. Schwimmen unter wolkenfreiem Himmel. Ich liebe das. Aber mein Freund leider so gar nicht. Ich werde traurig, dann wütend, dann schreie ich ihn an: „Mit meinem Ex habe ich früher viel mehr unternommen!“
Er sagt nur: „Ich bin aber nicht dein Ex“ und mir wird klar, dass ich nicht stehen geblieben bin – dass ich schon viel weiter bin, als ich es jemals dachte.
4 Kommentare
hallo! danke für dein liebes Kommentar! (:
ich hab mir ne Schüssel mit Wasser unter den Wasserhahn gestellt mit ner ganz kurzen Belichtungszeit und blitz fotografiert und gewartet bis ich die Tröpfchen endlich draufhabe :p war ganz schön anstrengend!
ich kenn das Gefühl,dass man oft an seinen ex denkt. bei mir ist die Trennung jetzt ein Jahr her und trotzdem bin ich noch nicht ganz drüber weg weil ich nie abgeschlossen hab aber naja ich finds toll dass du jetzt nen neuen freund hast. Und es wird schon seine guten Dinge haben, dass er so anders ist, dass er dir vielleicht neue Dinge zeigt die du unternehmen kannst oder einfach nicht so an früher gebunden bist.Das wäre glaub ich eher so wenn ihr dieselben Sachen unternehmt und das wäre dann glaub ich sowieso nicht gut!
LG Julia
http://tiefenscharf-fotoblog.blogspot.co.at
Ein sehr gut geschriebener Blogpost, über den ich lange nachdenken musste. Du hast völlig recht – ich glaube, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ändert sich nicht. Aber das Phänomen, dass der Ex plötzlich nach der Trennung Dinge tut, die er in der Beziehung nie getan hat, kenne ich auch. Zeigt aber, dass die Trennung richtig war, denn so wärst auch du nicht glücklich geworden. Einer Bekannten ging es auch so – in der Beziehug hat ihr Freund nie was mit ihr unternommen und hat immer nur gezockt. Nach der Trennung hat er plötzlich genau die Dinge getan, die sie immer mit ihm machen wollte. Jetzt tun sie das gemeinsam, aber als Freunde. War für alle Beteiligten die richtige Entscheidung!
Und zu deinem Kommentar auf meinem Blog, die Haarfarbe betreffend: Versuch es mal mit dem Kay Pro No Yellow-Shampoo (kriegste über Amazon). Damit dürfte der Gelbstich nach einigen Anwendungen weg sein.
Liebe Grüße,
Annika von themuffintop-less.blogspot.de
Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Schön zu lesen, dass du dich dem Zwang entziehen kannst und ein Ende als Chance für Neues und nicht die Suche nach altbekannten Dingen genutzt hast.
das kommt mir doch sehr bekannt vor, ich denke das merkt man allerdings auch bei sich selbst! Immer wieder reflektiere ich meine letzte langjährige Beziehung um eben das zu vermeiden! Meistens komme ich jedoch zu dem Schluss, dass dies nunmal auf meinen "Neigungen" basiert, z.B. mag ich dieses eine Restaurant einfach, unabhängig davon mit wem ich es besuche!
Bei meinem Ex bemerke ich allerdings das gleiche wie du auch!
Am Anfang hat es mich irgendwie gestört aber letztendlich ist es so, man will ja selber nicht zurück!
Liebste Grüße, Ann-Cathérine